Deutsche Traditionen – ein Rätsel für viele internationale Studierende und Gäste aus dem Ausland. Für sie ist es bisweilen sogar befremdlich, wenn man zur Plärrer- oder Oktoberfestzeit auf der Straße vielen Menschen in Tracht begegnet oder dass je nach Region unterschiedliche Dialekte gesprochen werden. Deshalb gibt es bei student.stories bald neue Folgen, die genau über diese Themen informieren.
In Kooperation mit dem Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Volkskunde bietet das Institut für Medien und Bildungstechnologie (imb), an dem student.stories beheimatet ist, im aktuellen Semester eine Lehrveranstaltung zum Thema „Moderne Tradition“ an. Der Inhalt: Studierende verschiedener Fachrichtungen recherchieren gemeinsam deutsche Traditionen und setzen diese anschließend in einem Podcast um. Um den Teilnehmern die Möglichkeit der direkten Recherche zu bieten und auf diese Weise Informationen aus erster Hand zu erhalten, ist das Seminar als mehrtägige Exkursion in die ländliche Region Oberwittelsbach/Aichach konzipiert.
Die Blockphase des Seminars fand bereits am vergangenen Wochenende statt. Sieben engagierte Teilnehmer aus den Fachrichtungen „Erziehungswissenschaft“ und „Medien und Kommunikation“ setzten sich vier Tage lang in einem Jugendhaus auf dem Land intensiv mit der Thematik deutscher Traditionen auseinander. Dabei bekamen sie von Co-Dozentin Lena Grießhammer zunächst einen Einblick in den Themenbereich Bräuche und Traditionen und lernen die Methodik der Feldforschung kennen. Schließlich sollten sie für ihre Podcasts selbst Informationen „aus dem Feld“ sammeln – ohne Internet und die Möglichkeit zur Online-Recherche blieb ihnen nichts anderes übrig, als Personen aus der Gegend Informationen zu ihrem jeweiligen Thema zu entlocken. Parallel zur inhaltlichen Arbeit gab es Workshops mit integrierten Praxisübungen, in denen die Teilnehmer die Grundlagen der Audioproduktion lernten – besonders für die EWS-Studenten völliges Neuland, das sie aber mit Neugier und viel Motivation schnell eroberten. Ausgestattet mit Aufnahmegeräten und Interviewleitfäden stürzten sich die Teilnehmer in die Feldphase und befragten alte und junge Menschen, vom Marktschreier bis zum Vorstand des Schützenvereins. Dabei kam für alle Teams auch der Spaß nicht zu kurz, und viele Kurz-Interviews entwickelten sich zu intensiven Gesprächen. Aus den gesammelten Informationen entstanden schließlich neben O-Tönen für die späteren Podcasts auch gute Konzepte und Drehbuch-Entwürfe, die in den Seminarsitzungen gemeinsam diskutiert und weiterentwickelt wurden.
Nach Ende der Exkursion arbeiten die Teams nun eigenständig an der Ausarbeitung ihres Podcasts. Sobald die Drehbücher fertiggestellt sind, stehen ein Besuch im Sprecherstudio und schließlich die Auseinandersetzung mit dem Audio-Schnittprogramm an, für das es einen weiteren Praxis-Workshop geben wird. Die Praxisphase in Wittelsbach war aber bereits der Kern der gemeinsamen Arbeit und hat den Teilnehmern neben Theorie- und Anwendungswissen auch ein gutes Gemeinschaftsgefühl vermittelt. Wir als Dozenten sind froh, dass die interdisziplinäre Zusammensetzung des Seminars sich bewährt hat und alle Teilnehmer sichtlich gerne mitgearbeitet haben. Sogar eine Fleißaufgabe gab es zu bewundern – das Gedicht eines Teams, das wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen:
"In Oberwittelsbach
schliefen wir unter schönem Dach,
Speis und Trank das war ein Traum
der Inhalt bekam großen Raum,
so war das Weekend hier ein Hit
O-Töne nehmen wir auch gleich mit.
Jetzt wollen wir nicht weiter stören
Ihr könnt uns dann im Podcast hören!"
Die im Seminar entstehenden Podcasts sind übrigens nicht nur als Informationsangebot für internationale Hörer gedacht – sie sollen auch einen Beitrag dazu leisten, Bräuche und Traditionen wieder ins Bewusstsein der jungen Generation zu rücken. Schließlich führen Globalisierung, Migrationshintergründe und der damit einhergehende Verlust regionaler Bindung oftmals dazu, dass junge Menschen kaum mehr eine kulturelle Identität entwickeln können. Die Podcasts vermitteln deutsche Tradition in lebensnahen Geschichten, die ebenfalls von jungen Menschen produziert werden – wir sind gespannt, wie diese Kombination bei unseren Hörern ankommt!